Werksrufbus, E-Ladestationen und eine intermodale Mitfahrzentrale – wie der BSH Standort in Traunreut den Arbeitsweg seiner Mitarbeiter einfacher und umweltschonender gestalten will.
Zum ersten Mal hat „mobil gewinnt“, eine Initiative vom Bundesumweltministerium (BMUB) und Bundesverkehrsministerium (BMVI), Unternehmen für ihr betriebliches Mobilitätsmanagement ausgezeichnet. Die BSH in Traunreut konnte sich unter 54 Mitbewerbern durchsetzen und zählt damit zu den zwölf Hauptpreisträgern. Unter den vier Wettbewerbskategorien gehört die BSH Traunreut zu den drei Siegern aus der Kategorie „Überbetriebliches Verbundprojekt“. Rainer Schissel, Initiator und Projektleiter für das Mobilitätsmanagement sowie Leiter der Technischen Dienste Gebäudetechnik am Standort hat die Auszeichnung in Berlin entgegengenommen.
Vom Workshop zu „mobil gewinnt“
Doch zunächst von Anfang an. Am Standort in Traunreut sind rund 3.000 Mitarbeiter beschäftigt, von denen der Großteil mit dem Auto zur Arbeit kommt. In Zahlen ausgedrückt: knapp 70 Prozent der Mitarbeiter, die mehr als 10 km vom Standort entfernt wohnen, fahren bei schlechtem Wetter mit dem Auto. Bei gutem Wetter sind es immer noch 55 Prozent der Mitarbeiter. Dementsprechend groß ist der Parkplatzdruck auf dem Gelände, denn aufgrund des ländlichen Raumes ist auch die Anbindung zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eingeschränkt. Für Rainer Schissel war das bereits 2015 Grund genug, das Team „Mobilitätsmanagement“ ins Leben zu rufen, um so die Situation am Standort langfristig verbessern zu können.
Startschuss des Projektes war ein Workshop gemeinsam mit den Kooperationspartnern der BSH in Traunreut. Am Ende der Veranstaltung wurden drei Handlungsfelder zum Thema betriebliches Mobilitätsmanagement entwickelt, dazu gehörten Fahrgemeinschaften, öffentlicher Personennahverkehr, sowie der Fahrradverkehr. Zu den Kooperationspartnern der BSH zählen die Stadt Traunreut, der Landkreis Traunreut, die Wirtschaftsförderung Landkreis Traunstein, das Frauenhofer Institut für Materialfluss und Logistik sowie die Deutsche Bahn. Diese Verbundpartner spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie unterstützen in allen Belangen und stehen bei Nachfragen jederzeit zur Verfügung. Rainer Schissel zeigt sich zufrieden: „Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern funktioniert sehr gut, wir sind ein Team und ziehen gemeinsam an einem Strang.“ Durch die Unterstützung und Impulse der Kooperationspartner kam es letztlich auch zur Bewerbung bei „mobil gewinnt“.
Und was kommt noch?
Anreize, um von Auto auf andere Verkehrsmittel zu wechseln, sollen natürlich auch in Zukunft geschaffen werden. Das wohl größte Projekt ist die Realisierung der sogenannten intermodalen Mitfahrzentrale. Intermodal bedeutet, dass verschiedene Verkehrsträger wie ÖPNV, Car-Sharing oder Individualverkehr miteinander verknüpft werden. Die Mitarbeiter der BSH sollen auf dieser Plattform dann eine Übersicht über zum Beispiel Fahrpläne, Preise, Fahrgemeinschaften oder Car-Sharing-Angebote erhalten. Die Hin- und Rückreise zur BSH kann dann mit verschiedenen Verkehrsmitteln erfolgen. Kommt der Mitarbeiter morgens noch mit einer Fahrgemeinschaft zur Arbeit, fährt er abends möglicherweise mit einem Auto aus dem Car-Sharing-Angebot nachhause. Besondere Unterstützung erhält die BSH Traunreut dabei von Mitarbeitern des Fraunhofer-Instituts, welche diese Plattform mitentwickeln.
Damit die BSH Mitarbeiter auf den knapp 430.000m² Werksgelände auch bei Wind und Wetter mobil sind, soll ein Werksrufbus in Kooperation mit dem Regionalverkehr Oberbayern (RVO) geschaffen werden. Geplant ist, dass ein Kleinbus dann auf Abruf verschiedene Stationen auf dem Gelände anfährt. Auch die Erneuerung und Erweiterung der Fahrradabstellplätze auf dem BSH-Gelände ist vorgesehen. Dort sollen dann 350 Fahrräder, darunter auch E-Bikes mit Ladestationen, abgestellt werden können. Steht für die Traunreuter BSH-ler ein Termin in der Zentrale in München an, ist die Idee dass diese bald auch auf ein E-Fahrzeug zurückgreifen können. Der Anfang ist bereits getan, denn drei E-Ladestationen werden in den kommenden Monaten in Traunreut montiert.
Mobilitätsverbesserung und Mitarbeiterzufriedenheit im Fokus
Rainer Schissel und sein Team wollen durch die Maßnahmen vor allem die Erreichbarkeit des Standorts und die Standortattraktivität steigern. Durch das verbesserte Mobilitätsangebot soll auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöht werden, zudem sollen die Mitarbeiter sicher und stressfrei an ihrem Arbeitsplatz ankommen. Das betriebliche Mobilitätsmanagement der BSH in Traunreut hat dabei absoluten Leuchtturmcharakter, denn ähnliche Projekte gibt es in der Region noch nicht. Natürlich ist auch die Reduzierung des CO2-Austoß im Landkreis Ziel des Mobilitätsmanagements. So werden durch die knapp 70 Fahrgemeinschaften beispielsweise rund 350 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. „Ich freue mich über jeden Schritt den wir zur Verbesserung des betrieblichen Mobilitätsmanagement machen – umso mehr freue ich mich auf die zukünftigen Änderungen und Maßnahmen in den kommenden Jahren“, sagt Schissel.