Die Szene könnte sich in einem Science-Fiction-Film abspielen: Ein weißer Raum. In der Mitte ein Automat. Die Tür öffnet sich und eine Person tritt herein.
Sie trägt einen ausgepolsterten Anzug und einen großen Helm mit Visier. Ihre Hände stecken in dicken Handschuhen. Mit kurzen Schritten nähert sie sich dem Automaten und drückt einen Knopf – Schnitt.
Das UX-Labor der BSH in München: Mitarbeiter prüfen dort, wie Konsumenten neue Produkte erleben. Der Sinn dahinter: Hausgeräte, die sich leicht bedienen lassen und sich an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen. Die Rolle des Konsumenten spielt heute Barbara Boos. Die Masterstudentin testet in einem Alterssimulationsanzug einen Kaffeevollautomaten. „Wir wollen herausfinden, wie gut Senioren den Automaten bedienen können“, sagt sie.
Barbara Boos zieht den Altersanzug an: Jacke, Handschuhe und Spezialvisier. Dann testet Sie die Bedienbarkeit des Backofens und der Waschmaschine.
Dem Alter auf der Spur
Alte Menschen sind körperlich oft eingeschränkt. Ihre Gelenke schmerzen, Orientierung und Gleichgewichtssinn lassen nach. Im Labor simulieren BSH-Mitarbeiter diese Beschwerden. Durch Gehördämpfer erlebt Barbara Boos etwa Altersschwerhörigkeit, durch ein Spezialvisier verändert sich ihre Sehschärfe und Farbwahrnehmung. Handschuhe verringern ihre Fingerfertigkeit und lassen ihre Kräfte in den Händen schwinden. Im Anzug sind fast 300 kleine Gewichte sowie Bandagen und Schienen eingenäht, die die Beweglichkeit einschränken.
„Wenn ich in den Anzug schlüpfe, dauert es nur kurze Zeit bis ich mich wie eine 80-jährige fühle“, sagt die Studentin. „Dadurch verstehen wir, wie ältere Menschen unsere Produkte tatsächlich erleben.“
Design für alle Menschen
Die BSH entwickelt ihre Produkte nach dem Konzept „Design für Alle“. Das heißt: Produkte und Bedienoberflächen werden so gestaltet, dass sie alle Menschen ohne individuelle Anpassung oder Assistenz nutzen können. Ist ein Hausgerät für alte Menschen geeignet, ist es für alle geeignet. Dazu gehören leichte Bedienbarkeit, große Tasten und Beschriftungen sowie eine Benutzeroberfläche in einfacher Sprache.
„Auf die Bedürfnisse alter Menschen habe ich vorher nie besonders geachtet“, sagt Barbara Boos. „Seitdem ich in den Anzug gestiegen bin, nehme ich meine Umgebung anders wahr. Das fängt beim Treppensteigen an und endet beim Kaffeevollautomaten.“
Der Altersanzug ist für die BSH ein wichtiges Hilfsmittel, um die Bedürfnisse alter Menschen zu verstehen. Im UX-Labor in München gewinnen die Mitarbeiter auf diese Art Erkenntnisse, die in die aktuelle Produktentwicklung einfließen. Dadurch entstehen Hausgeräte, die alle einfach bedienen können. Ganz einfach: Design für Alle.