6 Monate Auszeit mit Job-Zurück-Garantie
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Sechs Monate reisen trotz Festanstellung? Kein Problem bei der BSH! Rebecca Berger, Personalreferentin bei der BSH, hat das Angebot eines Sabbaticals wahrgenommen und im Camping Bus zahlreiche Länder besucht. Im Interview erzählt sie uns, warum sie sich für ein Sabbatical entschieden hat, welche Erfahrungen sie gemacht hat und welche Rolle der Rückhalt ihrer Arbeitskolleg:innen dabei gespielt hat.
Rebecca, was ist aktuell deine Aufgabe bei der BSH?
Ich bin Personalreferentin im Human Resources (HR) Team in Traunreut. In dieser Position betreue ich Führungskräfte und deren Teams. Außerdem betreue ich zusammen mit meiner Führungskraft Sonderthemen, wie z.B. das Kompetenz-Entwicklungsprogramm und das Personalcontrolling für den Standort Traunreut. Die Aufgabe ist sehr abwechslungsreich, spannend und macht mir großen Spaß.
Was hat Dich dazu bewegt ein Sabbatical zu machen?
Als ich erfahren habe, dass es diese Möglichkeit gibt, fand ich es sofort klasse, dass wir als BSH unseren Mitarbeiter:innen so etwas anbieten. Ich habe etlichen Kolleg:innen im Rahmen meiner Tätigkeit erklärt, wie genau ein Sabbatical funktioniert, was sie beachten sollten und schlussendlich den Sabbatical-Vertrag mit ihnen abgeschlossen. Diese waren dann immer sehr glücklich, die Möglichkeit zu haben, ohne Kündigung eine Auszeit zu nehmen und an ihren geschätzten Arbeitsplatz zurückkehren zu können. Ich habe mich jedes Mal sehr für die Kolleg:innen gefreut und dabei bemerkt, dass auch ich mich über eine solche Gelegenheit freuen würde. Denn seit meinem Studium mit Praxissemester bei der BSH 2013 hatte ich nicht mehr die Gelegenheit eine längere Auszeit zu nehmen. Ich habe seit 2016 einen alten VW Bus, den ich nur im Sommer fahre, und diesen wollte ich einmal richtig ausnutzen. Heißt, das machen, was mir am meisten Spaß macht: den ganzen Sommer im Camper wohnen, jeden Tag draußen sein, neue Länder kennenlernen, dort klettern, in den Bergen sein und andere Kulturen und Menschen kennenlernen.
Wie war der Weg von der Idee bis zur Umsetzung?
Im Herbst 2017 ist der Gedanke gereift und ich habe mich erst nach einiger Überwindung getraut, meine Vorgesetze zu fragen, ob sie sich vorstellen könnte, dass ich im Jahr 2019 oder 2020 eine 6-monatige Auszeit nehme. Sie hat positiv reagiert und mir signalisiert, dass wir das auf jeden Fall hinbekommen und mich gebeten, zu überlegen, wie meine Vertretung während der Abwesenheit aussehen könnte. Schon verrückt, dass ich mich überwinden musste, obwohl ich weiß, dass meine Vorgesetzten in Traunreut die Kultur des Möglichmachens zu 100% vorleben und umsetzen, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich wusste, dass mein Wunsch Umstände bereiten könnte. Durch die positive Reaktion meiner Vorgesetzten waren jedoch alle Zweifel sofort beseitigt. Meine Sabbatical-Abwesenheit haben wir anschließend mit eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit von April bis Ende September 2019 geplant (Stand heute war es eine ziemlich gute Entscheidung, dass es das Jahr 2019 geworden ist und nicht 2020…J ). Mit der Unterstützung meiner HR-Kolleg:innen sowie der Führungskräfte konnten wir meine Abwesenheit so gestalten, dass es gut funktioniert hat. Meine gesamten Aufgaben wurden auf mehrere Köpfe verteilt und es wurde von mir so weit wie möglich vorgearbeitet und geplant.
Wie haben deine Kolleg:innen und Vorgesetzten auf die Entscheidung reagiert?
Sehr positiv, es haben sich alle Kolleg:innen für mich gefreut und mir das auch so signalisiert. Natürlich war es allen sehr wichtig zu klären, wie sie meine Themen und Aufgaben auffangen können, damit ich in meiner Abwesenheit auch wirklich fundiert vertreten werden konnte.
Wann hast du dein Sabbatical gemacht und wie lange warst du unterwegs?
Ich habe das Sabbatical so geplant, dass ich sechs Monate am Stück frei haben konnte, nämlich von April bis Ende September 2019. Wir sind im April 2019 im Chiemgau losgefahren und Ende September nach 18.000 km dort wieder angekommen.
Was hast Du in Deiner Auszeit erlebt?
Ich habe zusammen mit meinem Freund und mit meinem Camper sechs Monate lang verschiedenste Länder, u.a. auf dem Balkan, bereist. Mich hat der Balkan schon immer interessiert, vor allem, weil ich sehr wenig über die Länder und deren Gepflogenheiten wusste. Ich habe viel gelernt, vor allem über die Geschichte und die Gesellschaft der Länder - außerdem sind sie landschaftlich reizvoll, mit ihren Gebirgen, wunderschönen Flüssen, der Nähe zum Meer, vielen Natur- und Nationalparks etc.
Wir wurden überall mehr als willkommen geheißen, wann immer wir Einheimische trafen. In fast jedem Land wurden wir mindestens einmal von Ansässigen nach Hause eingeladen und dort beschenkt, mit allem was im Garten wuchs. Wirklich rührend, wie viele tolle Gesten wir während dieser Zeit erfahren durften. Am tiefsten hat sich eine Familie aus einem albanischen Bergdorf in meine Erinnerung eingebrannt. Sie hat uns eingeladen, den Bus über Nacht bei sich in der Einfahrt abzustellen und uns am nächsten Tag Gemüse aus ihrem Garten geschenkt. Wir mussten es – nach längerer Diskussion – annehmen, obwohl die Familie über sehr wenig Einkommen verfügt, sondern nur davon lebt, was in diesem Garten wächst. Wenigstens konnten wir der Familie auch etwas schenken, aber es war hart zu wissen, dass wir jetzt Äpfel und Gurken aus deren Garten mitnehmen müssen, obwohl sie doch selbst nur begrenzte Mittel haben. Ähnlich eine Situation in Bulgarien, als wir einen Mann nach dem Weg fragten und dieser dann einen Krautkopf aus dem Kofferraum holte, den er uns schenkte, lachte und uns umarmte. Eine Begegnung von 10 Minuten, die so herzlich war.
Ich wohne ja hier im Chiemgau, im Tourismusgebiet. Den Weg zu gewissen Orten habe ich schon oft erklärt, aber Geschenke verteilt, Leute eingeladen - das nicht. Ich habe aus meinem Sabbatical mitgenommen, das nun öfter zu machen.
Folgende Länder haben wir während des halben Jahres bereist: Polen, die Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Albanien, Nord Mazedonien, Serbien, Montenegro, Bosnien und dann sind wir über Kroatien und Slowenien zurückgefahren. Besonders beeindruckt hat mich Bosnien-Herzegowina, dort habe ich sehr viel über den Jugoslawien- bzw. Bosnienkrieg lernen können. Mir war nicht bewusst, welch schreckliche Ereignisse sich nur ca. 550 km von unserem Zuhause entfernt abgespielt haben.
Es ist sehr interessant, mit Menschen in Deutschland darüber zu sprechen, weil die wenigsten wissen, was dort vor 30 Jahren nach dem Zerfall Jugoslawiens passiert ist. Seither engagiere ich mich auch in Hilfsprojekten für Bosnien.
Was hast du aus dem Sabbatical mitgenommen?
Einen tiefgehenden Eindruck von sehr schönen, spannenden Ländern und Menschen, Geschichte(n) sowie das Erlebnis toller Kletterrouten, schöner Bergtouren und einen neuen Motor aus Serbien für meinen Camper. Beruflich habe ich mitgenommen, dass ich in einem super Team arbeiten darf, Führungskräfte habe, die uns Mitarbeiter:innen ermöglichen, was geht und wir uns gemeinsam sehr gut organisieren können – wir sind im HR Team gut aufgestellt.
Wie war der Wiedereinstieg bei der BSH?
Ich fand den Wiedereinstieg gut. Ich habe mich aber auch wieder auf meine Kolleg:innen und meine Arbeit gefreut. Es dauerte einen halben Tag, bis der Laptop inklusive aller Systeme wieder lief, aber dann war tatsächlich alles wieder recht schnell wie vorher und einige spannende Themen haben auf mich gewartet.
Hattest du Angst, dass es in deiner Position schwierig sein wird, wieder Fuß zu fassen nach dem Sabbatical? Wie war das in der Realität?
Ehrlich gesagt hatte ich gar keine Bedenken. Das Tagesgeschäft in meiner Position ist so abwechslungsreich, dass ich auch nach sieben Jahren immer wieder dazulernen darf und muss. Es ist auch so, dass ich auf meine vorherige Stelle zurückkehren konnte, deshalb kannte ich alle zu betreuenden Führungskräfte, Teams und unsere Prozesse haben sich während meiner Abwesenheit auch nicht verändert. Ich konnte also direkt wieder einsteigen und loslegen.
Hast du einen Tipp für Kolleg:innen, die auch über ein Sabbatical nachdenken?
Ja, sprecht als erstes mit eurer Führungskraft über diesen Wunsch und gegebenenfalls anschließend mit der Personalreferent:in darüber, wie und wann es klappen könnte und bereitet die Abwesenheit zusammen mit Führungskraft und Kolleg:innen bestmöglich und mit genügend Vorlaufzeit vor.