Alex Berger: Eine Wanderung vom Chiemsee an die Ostsee
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Über Stock und Stein einmal quer durch Deutschland – Alex Berger, Cost Value Stream Engineer am Standort Traunreut, wollte nicht bis zur Rente auf eine außergewöhnliche Reise warten. Auch er hat das Angebot der BSH für ein dreimonatiges Sabbatical genutzt und erzählt von den Erfahrungen vor, während und nach seiner Wandertour mit seiner Frau Maggi.
Alex, was ist deine aktuelle Position bei der BSH?
Seit einigen Jahren schon bin ich als Lieferantenentwickler bzw. Cost Value Stream Engineer am Standort Traunreut tätig. Mit weltweit ca. 50 Mitarbeiter:innen unterstützen wir im Wesentlichen den Einkauf und die Entwicklung im Tagesgeschäft sowie bei Neu-Projekten. Also ein recht abwechslungsreicher und im Normalfall auch reiseintensiver Job.
Wie ist die Idee für dein Sabbatical entstanden und was war dein Plan?
Ja, wie kommt man darauf, so eine Tour zu machen? Die Antwort wissen wir – meine Frau und Mitwanderin Maggi und ich - selbst nicht mehr genau. Es lag wohl an dem Wunsch, mit Beginn der Rente etwas Außergewöhnliches zu machen – aus dem Alltag auszubrechen. Inspiriert von einigen Jakobsweg-Pilgern und durch den Umstand, dass wir besser zu Fuß als mit dem Fahrrad sind, sollte es also eine lange Wanderung werden. Dann kam aber sehr schnell die Frage auf: Warum bis zur Rente warten? Jetzt sind wir noch einigermaßen fit - wer weiß, was in 7 – 10 Jahren ist.
Aber wo sollte es hingehen? Jakobsweg? Macht „jeder“. Warum nicht durch Deutschland? Für uns weitestgehend unbekannt und bzgl. Sprache und Infrastruktur sehr komfortabel. Wenn man wie wir im äußersten Südosten der Republik wohnt, was liegt dann näher als die Ostsee-Küste, wenn man einmal quer durch will? Das Ziel „Vom Chiemsee an die Ostsee“ war damit gesetzt.
Wie sahen die Vorbereitungen für das Sabbatical aus? Wie konntest du deine Abwesenheit bei der BSH organisieren?
Von einer Kollegin, die schon ein Sabbatical gemacht hatte, war mir bekannt, dass eine solche Möglichkeit bei der BSH existiert. Über die Rahmenbedingungen habe ich mich dann nochmal bei der örtlichen Personalabteilung schlau gemacht. Drei Monate Auszeit waren für unser Vorhaben mehr als ausreichend. Der Rest war dann relativ einfach. Allerdings hatte ich aufgrund der Corona-Beschränkungen, wegen der ich meine Reise nach hinten verschoben hatte, auch fast 2 Jahre Vorlauf, um alles vorzubereiten. Natürlich musste ich laufende Projekte entweder abschließen oder zusammen mit meinem Chef Vertreter:innen für diesen Zeitraum suchen. Der ganze Genehmigungsprozess lief wirklich reibungslos. Dafür bin ich meinen Kolleg:innen, meinen Team Leads und der Personalabteilung in Traunreut sehr dankbar.
Wann hast du dein Sabbatical genommen? Hast du Deutschland, dein Heimatland, von einer neuen Seite kennengelernt?
Die Idee entstand schon 2019, in 2020 gab es bereits einen konkreten Plan. Dann wurde es aufgrund der Corona-Restriktionen doch 2022, bis es endlich losgehen konnte. Wir starteten am 1.Mai direkt von der Haustür weg und kamen am 11.Juli nach 1.049 km planmäßig in Travemünde an. Die Tour führte uns durch insgesamt sechs Bundesländer, einige davon hatten wir vorher noch nie bereist. Zu Fuß erlebt man Städte und Natur auch viel intensiver als mit irgendeinem Fortbewegungsmittel.
Was hast du aus deinem Sabbatical mitgenommen? Gibt es bestimmte Erkenntnisse, die du mit uns teilen möchtest?
Zum einen, dass man nicht Extremsportler:in sein muss, um diese Strecke zu bewältigen. Wir konnten das mit einer durchschnittlichen Tagesstrecke von 18 km und einigen Ruhetagen locker durchstehen – trotz 12-14 kg Gewicht auf dem Rücken. Allerdings sollte man eine gute Ausrüstung – insbesondere Schuhe – haben. Unterm Strich haben wir nur gute Erfahrungen gesammelt. Sehr freundliche und liebe Menschen sind uns begegnet. Wenn wir von unserem Vorhaben erzählt haben, gingen uns viele Türen auf. Viele haben ihre Gaststätte auf Nachfrage für uns geöffnet oder uns ihre Ferienwohnung zur Verfügung gestellt, auch wenn normalerweise nicht für eine Nacht vermietet wurde.
Und noch eines haben wir gelernt: Die Natur ist nicht dein Freund! Durch kniehohes Gras oder Unterholz zu laufen führt zu juckenden Hautausschlägen. Stechmücken und andere Insekten machten uns das Leben schwer.
Du bist nun seit einigen Wochen wieder zurück. Wie waren die ersten Arbeitstage für dich? Hast du dich wieder gut eingelebt?
Da ich mitten in der Urlaubszeit wieder eingestiegen bin, war natürlich ein bisschen Zeit, sich wieder in die Themen einzufinden. Die nächsten Wochen wird sich das aber wieder schlagartig ändern. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, solange wie möglich von diesen drei Monaten Auszeit zu zehren und die Dinge entspannter aber auch ergebnisorientierter anzugehen – wie beim Wandern: nur die gelaufenen Kilometer zählen!
Was würdest du anderen raten, die auch über ein Sabbatical nachdenken?
Unbedingt machen, wenn es die Umstände zulassen. Ich hoffe auch, dass ich mich bei meinen Kolleg:innen mal revanchieren kann, wenn von ihnen auch jemand auf die Idee kommt, ein Sabbatical zu machen.