Interview mit Torsten Aha: von der Elternzeit zum Personalleiter
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Elternzeit als Karriereknick? Nicht bei der BSH! Torstens spannende Geschichte und seine Ratschläge für die Elternzeit lest ihr im Interview.
Unsere Arbeitswelt verändert sich aktuell schneller und stärker als vielleicht je zuvor und auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wichtiger. So auch für Torsten Aha, Personalleiter an unserem Standort in Traunreut, der sich deswegen für eine sechsmonatige Elternzeit entschieden hat. Kurze Zeit nach seiner Rückkehr folgte dann die Beförderung zum Personalleiter. Eine spannende Geschichte!
Torsten, wie kam es zu der Entscheidung, länger als viele deiner männlichen Kollegen in Elternzeit zu gehen?
Meiner Frau und mir war es wichtig, die Elternzeit auf beiden Schultern gut zu verteilen. Wir wollten beide das Glück, ein Kind zu bekommen und gleichzeitig beruflich herausfordernd unterwegs zu sein, bestmöglich miteinander verbinden.
Vor deiner Elternzeit warst du Gruppenleiter im HR-Team. Wie war denn die Reaktion deines Teams und deines Vorgesetzten?
Vor so einer Entscheidung überlegt man natürlich gemeinsam: „Wie teilen wir uns die Elternzeit auf?“ Und als werdender Vater fragt man sich: „Mach ich so lange Elternzeit, oder mache ich es nicht?“ Zum Glück standen aber sowohl meine Führungskraft als auch mein Team geschlossen hinter meiner Entscheidung.
Dank des tollen Zusammenhaltes in unserem Team und der positiven Reaktionen, konnte ich dann letztendlich auch sehr beruhigt in Elternzeit gehen. Mir war trotzdem wichtig, allen zu signalisieren „Ich bin zwar jetzt nicht mehr jeden Tag im Büro, aber ich bin bei wichtigen Themen und Fragen für euch da und erreichbar“. Ich wollte den Kontakt über das halbe Jahr hinweg nicht abreißen zu lassen und bei sehr wichtigen Themen auch gerne unterstützen, wo ich es konnte. Schließlich möchte man ja auch nach der Rückkehr wieder gut und erfolgreich im Team zusammenarbeiten.
Letztendlich muss ich sagen, dass meine Elternzeit also eine tolle Team-Leistung war – für die ich immer noch sehr dankbar bin.
Du wurdest ja nicht lange nach deiner Rückkehr zum Personalleiter befördert. Was war denn dein „Geheimrezept“ dafür, dass deine Rückkehr aus der Elternzeit so problemlos – und erfolgreich – geklappt hat?
Erleichtert hat meinen Wiedereinstieg sicherlich, dass ich über die sechs Monate hinweg immer Kontakt zum Team gehalten habe – auch privat. Zudem ist eine gute Planung wichtig. Es gab eine Vertreterregelung und wir hatten klar definiert, welche Themen von meinen Kolleginnen und Kollegen in der Zwischenzeit übernommen werden können und welche ich dann nach meiner Rückkehr einfach wieder aufgreife. Dafür ist ein halbes Jahr auch zeitlich doch noch überschaubar und schnell vorbei.
Ich habe aber auch viel Glück gehabt. Die Rahmenbedingungen haben zu dem Zeitpunkt, zu dem ich in Elternzeit gegangen bin, einfach gut gepasst. Und ich habe mir tatsächlich auch nie Sorgen gemacht um meine Karriereentwicklung. Da ging der Wunsch, bei meiner Familie zu sein einfach ganz klar vor.
Ich hatte auch nie den Gedanken „wenn ich das jetzt mache, wird das meiner Karriere schaden“. Mich hat eher die Sorge um die Mehrbelastung für das Team umgetrieben, das ich ja für eine gewisse Zeit zurücklassen musste.
Also hattest du nie das Gefühl, dass dir diese Entscheidung sozusagen einen Stein in die Karriereplanung werfen könnte?
Wenn du nach der Elternzeit wieder da bist, hat nach zwei Wochen jeder vergessen, dass du überhaupt weg warst (lacht). Das war auch bei keinem Gespräch bezüglich der Stelle, die ich jetzt innehabe, ein Thema. Aus meiner Sicht ist das auch etwas, was die BSH auszeichnet. Früher wäre das vielleicht noch anders gewesen.
Du hast in deinem neuen Job sicherlich viel Verantwortung. Wie stellst du denn sicher, dass die Balance zwischen Familie und Arbeit immer noch stimmt?
Ich gebe zu: das ist herausfordernd. Ich versuche zum Beispiel, verstärkt auf die Arbeitszeit zu achten – auch im Rahmen meiner Vorbildrolle. Mir ist es ja auch jetzt nach der Elternzeit weiterhin wichtig, meine Tochter regelmäßig in den Kindergarten zu bringen oder wieder abzuholen. Das möchte ich auch gegenüber meinen Kolleginnen und Kollegen positiv vorleben. Wenn ich ganz ehrlich bin, bedeutet das aber dann auch manchmal, abends nochmal kurz den Laptop aufzuklappen.
Anfangs hat es mich große Überwindung gekostet, meine Arbeitszeiten sozusagen flexibel an meine Bedürfnisse als Familienvater anzupassen. Das liegt aber auch an meiner Funktion und persönlichen Einstellung.
Früher gab es einfach das Bild „Der Personalleiter ist morgens als erster im Büro und geht abends als letzter". Das gehört ja zum Glück der Vergangenheit an, aber trotzdem ertappe ich mich manchmal noch dabei, in dieses Denkmuster zurückzufallen. Das habe ich jetzt aber gut überwunden.
Da hilft es natürlich auch, dass ich jetzt schon etwas länger in meiner neuen Rolle bin und mich gut eingelebt habe. Aber natürlich, Gewissensbisse gibt es immer wieder mal. In beide Richtungen.
Hast du festgestellt, dass dein Umgang mit dem Thema eine positive Wirkung auf dein Team hat?
Ich merke tatsächlich, dass das, was ich versuche vorzuleben, auch eine Wirkung auf meine Kolleginnen und Kollegen hat. Es wird, so denke ich, positiv wahrgenommen, dass auch ich meine Rolle als Familienvater gut ausfüllen und mit meinem anspruchsvollen Job vereinen möchte.
Themen wie „New Work“ oder auch „Work-Life-Balance“ sind ja schon seit einer ganzen Weile in aller Munde. Inwiefern merkst du denn auch in deinem Job, dass diese Themen immer wichtiger werden – sowohl für neue als auch für bestehende Mitarbeiter?
Es ist definitiv so, dass vor allem mobiles Arbeiten natürlich nochmal viel mehr Freiheiten schafft und auch viele Hürden abbaut. Es ist viel einfacher geworden, sein Kind morgens in die Kita zu bringen und später wieder abzuholen. Natürlich verschwimmt dadurch auch die Abgrenzung zwischen Privatem und Beruflichem stärker, aber mir bringt es deutlich mehr Beweglichkeit.
Ich arbeite sehr gerne ab und an aus dem Home Office, da mittlerweile ohnehin fast jeder Termin ein virtueller Termin ist. Für mich und mein Team sind die Entwicklungen im Bereich Remote Working jedenfalls ein echter Gewinn und es funktioniert auch sehr gut. Aber: oft ist es auch wichtig, im Büro präsent zu sein. Die Mischung macht es.
Könntest du für uns die Haltung der BSH zu dieser neuen Arbeitswelt zusammenfassen?
Ich erlebe die Haltung der BSH hier sehr positiv. Jetzt bin ich ja schon 21 Jahre im Konzern und ich muss schon sagen, früher hat dieser Aspekt der Präsenz im Büro noch viel mehr gezählt. Heute steht das Ergebnis im Vordergrund. Dadurch haben alle deutlich mehr Freiheit gewonnen.
Aber natürlich darf das Pendel nicht zu sehr ausschlagen. In unserer neuen Arbeitswelt ist man auch schnell omnipräsent und zieht dann vielleicht auch im Urlaub nicht mehr so einfach die Grenze. Da muss ich auch selbst weiter daran arbeiten, besonders mit Blick auf meine Vorbildrolle.
Aber zusammenfassend: ich finde, aktuell gelingt uns in der Firma der Umgang mit diesen neuen Freiheitsgraden sehr gut.
Macht es aus deiner Sicht einen Unterschied, ob man diesen Schritt aus einer Führungsposition heraus macht oder nicht?
Jein. Ich würde weniger sagen, dass es etwas mit dem Level zu tun hat, wie einfach oder nicht einfach sich eine lange Elternzeit realisieren lässt, sondern eher damit, wie die Rahmenbedingungen insgesamt gerade sind. Wie gut ist das Team im Moment aufgestellt? Ist man selbst vielleicht noch sehr neu in der Rolle? Kann eine gute Vertreterregelung gefunden werden?
Die Elternzeit war für mich eine super Entscheidung und ich würde sie in der damaligen Situation auch immer wieder genauso treffen. Aber aktuell bin ich noch so neu in meiner Rolle, dass es definitiv weniger passend wäre.
Allerdings bin ich mir sicher, dass man mit einer guten Planung so eine Auszeit auch gut gestalten kann, falls die Rahmenbedingungen bei jemandem einmal nicht so ideal sein sollten.
Was würdest du deinen Kolleginnen und Kollegen mitgeben wollen, die sich auch gerade mit dem Gedanken an eine längere Elternzeit tragen?
Ich kann das nur umfänglich empfehlen, weil es einem persönlich sehr viel bringt. Und auch beruflich kann es sich sehr positiv auswirken, weil man einen ganz anderen Bezug zu Themen wie eben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat, die ja viele Mitarbeiter täglich beschäftigen.
Ich würde aber auch empfehlen, sich wenn möglich nicht komplett abzuschotten und bei dringenden Themen aber auch privat den Kontakt zum Team zu halten. Die Balance ist da sehr wichtig.
Und mein wichtigster Tipp: bloß nicht an die Karriereentwicklung denken. Ich bin der Meinung, dass die BSH mittlerweile soweit ist, dass dieses Thema kein Karriere-Blocker mehr ist.