Von Bohrtürmen und Thermalquellen
5 Minuten
Normalerweise verbinden wir mit Thermalquellen Erholungsaufenthalte. An unserem Produktionsstandort für Kleingeräte in Nazarje sieht das ganz anders aus. Dort hat sich die BSH mit 14 Erdbohrungen ebenjene Thermalquellen nutzbar gemacht. Und zwar nicht fürs Saunieren, sondern um sich energieautark zu machen. Mit Erfolg.
Warst du schon einmal in Nazarje? Das ist eine kleine, verträumte Stadt im Norden Sloweniens. Charakteristisch für Nazarje sind sowohl der schöne Fluss Savinja als auch die Berglandschaft, die die Stadt einrahmen und mit der Natur verschmelzen.
Reihe von Maßnahmen. Besonders bemerkenswert ist allerdings die Nutzung von Erd- bzw. Thermalwärme, die massiv zum Energiesparen beiträgt.
Durch diesen neuen, geschlossenen Kreislauf für Kühlwasser, können jährlich zusätzlich 2.700 m³ Trinkwasser eingespart werden.
Was genau wurde am Standort gemacht?
Zwischen 2011 und 2020 wurden insgesamt 14 Erdbohrungen in einer Tiefe zwischen etwa 14 und 30 Metern durchgeführt, wo sich schätzungsweise rund 14 Grad Celsius warme Thermalquellen befinden.
Diese macht sich die BSH zunutze. Mittels einer Wärmepumpe wird die Wärme des Wassers aus der Erde aufgenommen und durch Pressen verdichtet. Dabei entsteht sehr viel zusätzliche Wärme, die an einen Heizspeicher abgegeben wird. So kann die Wärme jederzeit abgerufen werden, um beispielsweise im Herbst und Winter für warme Hände und gute Laune an den Fertigungslinien zu sorgen. Durch die Abgabe der Wärmeenergie an ein anderes Medium kühlt die Wärmepumpe so stark ab, dass es wieder kalt genug ist, um die Wärme der Thermalquellen aufzunehmen. Der Prozess startet damit von vorne.
So lässt sich seit Projektfertigstellung in 2020 die Heizung völlig autark, also ohne zusätzliche Energie, betreiben. Außerdem wird das neu installierte Wärmepumpensystem auch dafür genutzt, um Wärme, die bei der Plastikeinspritzung sozusagen als „Abfallprodukt“ entsteht, zu nutzen. Jedes Jahr lassen sich so rund 1,6 GWh Wärmeenergie einsparen. Außerdem benötigt der Standort dadurch jährlich 350 MWh weniger Strom. Die tatsächlichen Einsparungen sind natürlich immer von den aktuellen Strom- und Energiekosten abhängig.
Da wir im Sommer die Abwärme zur Kühlung der Maschinen und der Umgebung nutzen, benötigen wir weniger Kühlanlagen. Somit benötigen wir auch weniger Wartungsarbeiten und weniger Investitionen in künftige Kältemaschinen. Gleichzeitig ist nun auch dafür gesorgt, dass es an den Fertigungslinien im Sommer angenehm kühl ist. Bis vor wenigen Jahren gab es keine Kühlung, sodass für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Arbeit in der Fertigung schweißtreibend gewesen ist. Durch diesen neuen, geschlossenen Kreislauf für Kühlwasser, können jährlich zusätzlich 2.700 m³ Trinkwasser eingespart werden.
Im Ergebnis steht eine nachhaltige Form der Energiegewinnung, Kosteneinsparungen und mehr Komfort für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch wo ist der Haken?
Darauf angesprochen, muss Jože Zamernik, der Verantwortliche für die Projektumsetzung, zunächst lachen. „Die Geschichte klingt wirklich atemberaubend, aber es stecken auch viele Jahre harte Arbeit in dem Projekt. Es ist also nicht so, als hätte nur jemand auf einen Knopf gedrückt.“ Das Kernteam aus Nazarje hat insgesamt neun Jahre an diesem Projekt gearbeitet und wurde dabei von externen Spezialisten unterstützt.
„Bei einer Untersuchung des Grundwassers hatten wir damals festgestellt, dass wir dessen thermisches Energiepotenzial für unsere Wärmeversorgung nutzen können. Also mussten wir insgesamt 14 Erdbohrungen in der Umgebung der Fabrik vornehmen. Außerdem wollten wir die Abwärme der Spritzgussmaschinen nutzen. Mit unserem Projekt haben wir eine Möglichkeit gefunden, beides miteinander zu kombinieren, um seit 2020 den gesamten Standort autark mit Wärmeenergie zu versorgen“, erklärt Jože.
Angespornt durch den großen Erfolg des Projekts haben sich die Kolleginnen und Kollegen in Nazarje schon das nächste, ambitionierte Ziel gesetzt: Bis 2025 soll der gesamte Standort CO2-frei betrieben werden – ganz ohne notwendige Ausgleichszertifikate. Hier macht sich auch das Ziel bezahlt, im Jahr 2023 zusätzliche Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 510 kWp zu installieren. Damit würden dann insgesamt rund 15 Prozent des Stroms am Standort selbst produziert werden.
Diese Anstrengungen sind Teil der weltweiten BSH-Projekte, die sich mit den Themen Energieeffizienz und CO2-Reduzierung befassen. Die Kolleginnen und Kollegen in Nazarje sind hier sehr aktiv und tauschen ihre Erkenntnisse mit allen BSH-Standorten weltweit aus.